Gehörlosengeld für gehörlose Menschen in Bayern
Offener Brief an den Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und Landtagsabgeordneter des Stimmkreises Landshut
Sehr geehrter Herr Aiwanger, mit diesem offenen Brief möchten wir Sie auf ein Thema aufmerksam machen, das für viele Menschen in Bayern von existenzieller Bedeutung ist, jedoch seit Jahren politische Beachtung vermissen lässt: das Gehörlosengeld.
In Bayern leben rund 12.000 gehörlose Menschen. Sie alle sind täglich mit erheblichen Barrieren im Alltag konfrontiert – sei es bei Arztbesuchen, im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt oder im sozialen Leben. Die Deutsche Gebärdensprache ist für sie keine freiwillige Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Trotzdem müssen sie die Kosten für Dolmetscherdienste und andere Hilfsmittel oft selbst tragen oder komplizierte Antragsverfahren durchlaufen.
Während andere Bundesländer wie Berlin, Sachsen, Rheinland-Pfalz oder Brandenburg längst ein Gehörlosengeld eingeführt haben, bleibt Bayern zurück. Diese freiwillige Landesleistung ist Ausdruck von Anerkennung, Respekt und echter Inklusion. Sie würde gehörlosen Menschen mehr Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen – ein Ziel, das auch in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert ist, zu deren Umsetzung sich auch der Freistaat Bayern verpflichtet hat.
Sehr geehrter Herr Aiwanger, Sie betonen regelmäßig, dass Ihnen Bürgernähe, Gerechtigkeit und die Stärkung ländlicher Räume wichtig sind. Gerade gehörlose Menschen im ländlichen Raum haben oft besonders eingeschränkten Zugang zu barrierefreier Kommunikation. Ein monatliches Gehörlosengeld – wie es in anderen Bundesländern bereits erfolgreich umgesetzt wird – wäre ein klares Signal der Wertschätzung gegenüber dieser oft übersehenen Bevölkerungsgruppe.
Wir bitten Sie daher eindringlich, sich in der Bayerischen Staatsregierung für die Einführung eines Gehörlosengeldes einzusetzen. Es ist an der Zeit, dass Bayern nicht länger hinterherhinkt, sondern ein klares Zeichen für Inklusion und soziale Gerechtigkeit setzt.
Foto: Archiv DIESUNDDAS/hjl